Die Enzykliken des Sockenpapstes

Von ihrer Schwester genötigt sieht sich ihre Heiligkeit, das geistige Oberhaupt der Socken und strumpfverwandten Kleidungsstücke, dazu genötigt, ihr grenzenloses Randwissen nun auch per Sockenblog in die WWWelt hinauszusenden.

土曜日, 8月 12, 2006

Der Sockenpapst übersiedelt...




Und weiter geht der fröhlich Umzugs-, Übersiedelungs- und Ummeldungswahn, der sich in den letzten Monaten zumindest bei zwei der Meindlmenscha eingeschlichen hat. Nachdem Minkasie jetzt Schlossprinzessin geworden ist und tagtäglich die um sie werbenden Prinzen davon abzuhalten versucht, in ihren Hauseingang zu pinkeln, und Cordinka I. eine zeitweilige Dependence in Tokio gegründet hat, übersiedelt nun auch die sockenpäpstliche Homepage - und zwar auf die Adresse http://sockenpapst.blogr.at/stories/.

Aber, liebe Gemeinde, auch wenn ich weiß, dass der Mensch nicht unbedingt dafür geschaffen ist, ständig mit Veränderungen umzugehen, so möchte ich kurz den gewinnbringenden Grund erläutern: unter der neuen Weblog-Adresse ist es mir auch möglich, meine treue Leserschaft mit Videos zu beglücken. Diese sind zwar durchgehend von minderer Qualität und auch dramturgisch gesehen äußerst unspannend, aber wann hat man sonst schon die Gelegenheit, einen erdbebengesicherten Fernseher zu bewundern?

月曜日, 8月 07, 2006

Special Leserservice für den Weltraumpapst

Vor einiger Zeit hat mich der Sekretär des Weltraumpapstes persönlich im Kommentarteil dieser Online-Publikation gebeten, nach Anhängern des Weltraumpapstes in Japan Ausschau zu halten ... und heute endlich habe ich die Ehre, den Erfolg dieses Unternehmens präsentieren zu können. Auch wenn die weltraumpäpstliche Anhängerschar ein wenig zurückhaltend ist bei der Präsentation ihres Glaubensbekenntnisses, so ist doch die Analogie zur Gasmaske unschwer zu erkennen.

Weil aber Männer keine Quotenbringer sind, anbei noch ein dazupassendes Bild aus dem Netz...


Wie weit verbreitet der weltraumpäpstliche Glauben ist, zeigt sich auch daran, dass man in jedem Konbini (24h-Convenience-Store) und 100-Yen-Shop die entsprechenden Utensilien - gerne auch im Hello-Kitty-Design (siehe rechts im untenstehenden Bild) kaufen kann.

日曜日, 8月 06, 2006

Was ich werden möchte, wenn ich einmal groß bin...

Wir alle spüren ja zuweilen die dunkle Seite der Macht in uns und fühlen uns zu Verbrechen und halbseidenen Gestalten hingezogen... aber den Mut, düsteren Machenschaften nachzugehen, bringen dann doch (zum Glück) die allermeisten nicht auf. Was soll man seiner Oma auch sagen, wenn sie einen fragt, was man denn jetzt so nach dem Studium macht? "Drogendealer" ist ja nun einfach nicht das, was Frauen in ihren 70ern hören möchten.
Vor einigen Tagen ist mir dann aber in einer Internetzeitung die wohl am lieblichsten klingende kriminelle Berufssparte untergekommen:

CRIME: World's most wanted butterfly smuggler arrested at Los Angeles airport
Wednesday, August 2, 2006 at 13:46 EDT
LOS ANGELES — A Japanese man, said to be the most wanted butterfly smuggler in the world, was arrested Monday at Los Angeles International Airport on federal charges of trafficking numerous endangered butterfly species that are protected by global treaties.

Seitdem trage ich mich ein wenig mit dem Gedanken, mir in der Pension (die höchstwahrscheinlich nicht gerade üppig ausfallen wird), ein kleines Zubrot dazuzuverdienen... ich stelle mir das ungefähr so vor:

土曜日, 8月 05, 2006

Desillusionierung durch Spracherwerb

Heute möchte ich einen kleinen Exkurs unternehmen, der nur peripher mit Japan und seinen narrischen Bewohnern zu tun hat. Kennen wir nicht alle das Phänomen, dass uns, wenn man die Namen fremder Orte oder Wörter einer fremden Sprache hört, ein Hauch von Exotik um die Nase streift? Wir beginnen uns in der Phantasie romantische Abenteuer und poetische Szenerien auszumalen ... bis wir irgendwann einmal erfahren, was die fremden Wörter wirklich bedeuten...

Darum hört man ja auch vor allem im Teenageralter lieber englische als deutsche Lieder an - denn die nur rudimentären englischen Sprachkenntnisse gewähren einen enormen Interpretationsspielraum, in den man dann seine ganzen pubertären Hoffnungen, Sehnsüchte und Schmerzen hineinprojizieren kann.
Nimmt man sich jedoch die Zeit und übersetzt die Texte der gesamten Kuschel-Rock CD muss man danach leider ernüchtert eingestehen, dass sich deren Inhalt und Niveau nur unwesentlich von jenem eines Abends voller "Grandprix der Volksmusik" unterscheiden...

Nun wird mir die desillusionierende Kraft des Spracherwerbs deutlich, wenn ich jeden Tag nach "6 Stück Bäume" oder ab und an mal nach "Kaltes Teewasser" fahre... Ich mein, wie klingt denn das? Ach, letztes Wochenende war ich ein wenig in Kaltes Teewasser spazieren... Das ist sicher nicht der Stoff, aus dem Lyrik, Mythik oder Epik gesponnen werden. Wie viel schöner wäre es doch, einfach noch Roppongi oder Ochanomizu zu fahren
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水曜日, 8月 02, 2006

The Completely Unfamous And Useless Not-To-Do-In-Tokio-List - Part I "Ningyoocho"

Liebe Sockenträger und auch alle anderen Menschen!

Reiseführer, die einem verraten, was man in Weltstädten und an anderen Urlaubsreisezielen unbedingt machen bzw. angucken und abfotographieren sollte, gibt es wie Sand am Meer. Aber Reiseführer, die einem verraten, wo es absolut nichts zu sehen gibt und wo nicht einmal ein Hauskater steppen würde (geschweige denn ein Bär), gibt es keine, wie mir scheint.

Um diese Wissenslücke zu schließen, wird Cordinka I. von nun an durch Tokio streifen, um dort hinzugehen, wo noch nie ein Tourist zuvor (freiwillig) gewesen ist. Heute hat sich der Sockenpapst aufgemacht, einen enorm uninteressanten Ort namens Ningyoocho aufzusuchen, und für seine Leser festzustellen, dass es dort wirklich nur Sehenswürdigkeiten gibt, die nicht einmal im Hochsommer eine Menschenseele hinter dem Ofen hervorlocken würden.

An diesem Haus soll einmal der berühmte Sumo-Kämpfer Konishiki vorbeigegangen sein. Foto: Coala

Wenn man mehrmals mit dem Kopf gegen diese Wand läuft, soll das Glück und Erfolg bringen - oder auch nicht. Foto: Coala.

日曜日, 7月 30, 2006

Seltsames Japan V - Arbeit

Liebe Fangemeinde!


Weil mich das Tragen von Bratwürsten in der letzten Zeit im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich auf Trab gehalten hat, mit einiger Verspätung wieder mal ein Bericht aus dem Land der Winkekatzen, Handyanhänger und Toilettenschlapfen, wo man Sojasauce zu Münchner Weißwürsten ißt (wieder eine dunkle Seite der Globalisation) und der Englischen Sprache tagtäglich haarsträubende Grausamkeiten zufügt (wer errät, was Makudonarudo, Datsu Baa, Banira Soosu und Kyandi sind, kann einen Hello-Kitty-Handyanhänger gewinnen!).
Heute möchte ich mich dem Thema zuwenden, dem der Japaner ungefähr 90% seiner Lebenszeit widmet: der Arbeit. Wie es mein Kollege ein wenig lapidar ausgedrückt hat: "Die Japaner arbeiten gerne!" - "gerne arbeiten" heißt übersetzt 10 bis 12 Stunden Arbeit pro Tag, gerne auch mal am Wochenende.
"Pfoah!" Denkt da jetzt der mitteleuropäische Beamte und erschrickt vor den alptraumhaften Zuständen. Aber halt! Nicht so schnell! Wie ich aus mehreren Büchern über Japan erfahren konnte, verbringt zwar der japanische Arbeiter im weltweiten Vergleich am meisten Zeit in der Arbeit, was die durchschnittliche Produktivität in dieser Zeit aber betrifft, findet er sich jedoch im Mittelfeld wieder... im Endeffekt bedeutet das, dass der Japaner (natürlich auch die Japanerin, aber aufgrund der patriarchalisch-machistischen Gesellschaftsstruktur wirklich eher DER Japaner) wie der Europäer seine 8 Stunden arbeitet und 4 Stunden hauptsächlich damit zubringt, nur ja nicht als erster die Arbeitsstätte zu verlassen - denn Fleiß wird ausschließlich über Arbeitszeit, nicht Leistung definiert. Ich stelle mir das in der Praxis ungefähr so vor:

Baustelle in Otemachi. Foto: Coala.

Auch die japanische Bevölkerung wird in den letzten Jahren von der Geißel steigender Arbeitslosigkeit geplagt - aber im Gegensatz zu anderen Ländern, wo nur lautstark über Beschäftigungsoffensiven diskutiert wird, kann man hier deren reale Umsetzung an jeder Straßenecke beobachten. Geschätzte 10 Prozent der japanischen Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter arbeitet als Straßen- oder Reklameschild bzw. als Wegweiser und weitere 5 % werden dafür bezahlt, dass sie Passanten anschreien.

Ok, er arbeitet als Wegweiser - aber dafür hat er ein Lichtschwert!

Es ist ein erschütternder Anblick, unter welch menschenverachtenden Bedingungen die Bewohner einer der reichsten Industrienationen der Welt schuften müssen:


Eine unwürdige Jobkombination aus Reklametafel und Marktschreier.


Things to do in Tokyo I: Hanabi Taikai

Gestern hatten ich und eine handvoll Japaner eine grandiose Idee: Warum nicht zum Sumida-Flussufer fahren und Feuerwerk (Hanabi) angucken?

Asakusa Station, Weg zum Flussufer geschätzte 600-700 m, Blick nach vorne.

Ok, vielleicht war "eine handvoll Japaner" ein bißchen untertrieben...


Blick nach hinten.

Da freier Blick und Sitzen am Flussufer generell sowieso eher überschätzt werden (behaupt ich jetzt einfach mal so), habe ich den Rückzug angetreten und die nur geringfügig unidyllischere Alternative gewählt:

土曜日, 7月 15, 2006

Cordinka I. in Japan

Heute möchte ich auch die Gelegenheit benutzen, nicht nur über die Japaner zu berichten, sondern auch kurz aus meinem eigenen Dasein in Tokio ...
Wie im März schon befürchtet, wohne ich tatsächlich ganz in der Nähe des Nerd-Viertels von Tokio, Akihabara ... als ich meinen Arbeitskollegen berichtete, dass manche Menschen auf meine zaghaften Kommunikationsversuche mit Flucht reagierten, meinten selbige, dies müsse nicht an Rassismus oder Xenophobie liegen, sondern es könnte sehr leicht sein, dass ich auf so genannte "Otakus" getroffen bin ... das japanische Äquivalent zum durchschnittlichen österreichischen Informatikstudenten.

Akihabara - Otaku´s Paradise. Fotos: Coala.

Weniger psychologisch als vielmehr einkaufstechnisch interessant ist die Tatsache, dass ich ganz in der Nähe vom Tokioter Brunnenmarkt (bin mir sicher, dass das die korrekte Übersetzung von "Okachimachi" ist...) wohne ... wahrscheinlich mit ein Grund, warum mich bisher das Heimweh kaum plagt.

Büli, büli, büli auf Japanisch. Fotos: Coala.


Auch mein spartanisch eingerichtetes kleines Kämmerchen habe ich mittlerweile schon ein wenig meinen persönlichen Gestaltungsbedürfnissen anpassen können und im Rahmen eines mittelschweren Gestaltungswahnanfalles mit buntem oder glitzerndem Kitschkram aus dem 100-Yen-Shop vollgestopft (oder, wie es mein Schwesterlein Minkasie einst so nett formuliert hat: "Es sieht aus wie das Nest einer schwulen Elster").

Vorher:

Nach nur wenigen Tagen Aufenthalt:


Und wenn ich nicht gerade herumlaufe, um Schreine und Japaner zu fotographieren, die Lebensmittelabteilung diverser Kaufhäuser durchzukosten oder 100-Yen-Shops leerzukaufen, versuche ich unter der Woche jeden Tag verzweifelt so zu tun, als wäre ich eine Kellnerin in einem Nobelrestaurant und serviere gutsituierten Einheimischen deutsche Haute Cuisine in Form von Brat- und Weißwürsten mit Senf zum Sparpreis von 20 bis 30 Euro... welche dann mit Gourmet- und Kennerblick fast ehrfürchtig verzehrt werden.

Cosplay á la Cordinka. Foto: Coala.

Japans verlorene Jugend

Wie bereits im März in diesem Weblog berichtet, ist ca. 1 Million japanischer Jugendlicher bzw. junger Erwachsener von einer als "Hikikomori" bezeichneten psychischen Störung befallen, was dazu führt, dass diese das Haus nicht mehr verlassen und statt dessen lieber in Mutterns Küche herumlungern und im Internet surfen (jaja, wir alle haben das schon gemacht...aber wir verlassen zwischendurch auch Mal die Küche, um zu schauen, was das Leben sonst noch so zu bieten hat). Aber was ist mit dem Rest der japanischen Jugend?
Nun, irgendwo wird es hier sicher ganz normale junge Menschen geben - ich hab sie nur noch nicht gefunden... ok, vielleicht sollte ich auch nicht unbedingt in Harajuku suchen... also werde ich heute eine andere verhaltensoriginelle Teilgruppe der japanischen Bevölkerung zwischen 15 und 25 vorstellen... diejenige, die sich leidenschaftlich dem so genannten "Cosplay" widmen, laut Wikipedia (siehe Link in der Überschrift) folgendermaßen definiert: "Beim Cosplay stellt der Teilnehmer seine Lieblingsfigur durch Kostüm und Verhalten möglichst originalgetreu dar. Der Charakter kann dabei aus einem Manga, einem Anime, einem Videospiel oder einem Spielfilm stammen."

Und so schaut das dann aus:

Nein, es ist nicht Fasching, sondern ein ganz normaler Tag im Juli. Fotos: Coala.


Am Wochenende versammeln sich die gleichgesinnten Jugendlichen in Harajuku, genauer gesagt am Jinguu-Bashi, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ein wenig bedenklich erscheint mir jedoch, dass dieser Trend offensichtlich ansteckend zu sein scheint ... auch Gaijins (Ausländer) können davon befallen werden!

Die dunklen Seiten der Globalisation. Fotos: Coala.


Am Jinguu-Bashi kann man aber nicht nur spontane Manifestationen jugendlicher Modeverirrungen beobachten, ...

sondern auch den Darbietungen der zukünftigen Stars der japanischen Musikszene lauschen - nunja, zumindest kann man dahingehende Versuche hören.

Dieser junge Mann schmettert den Passanten gerne japanische Operngesänge per Megaphon entgegen.
Foto: Coala.